Wiener Straßennamen - Ergänzungsheft 2021

Bei dem Projekt handelt es sich um ein Ergänzungsheft für das beim Styria erschienene Buch "Umstrittene Straßennamen. Ein kritisches Lesebuch" aus dem Jahr 2014. Die kritische Analyse und zeithistorische Kontexualisierung von Straßenbenennungen sowie Parkbenennungen bzw. Umbenennungen nach in- und ausländischen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens (aus Politik, Kultur, Medien, Wirtschaft und Wissenschaft etc.) sowie von historischen Ereignissen steht im Zentrum des Projekts.
Inhaltlich knüpft das Ergänzungsheft an den Debatten von 2014 an und fokussiert in der Einleitung vor allem auf oftmals hitzige Diskussion um Straßenbenennung, öffentlichen Raum, Erinnerung und Identität in Wien. Das Lueger-Denkmal kann als ein Kristallisationspunkt für die laufende Debatte gelten. Zuletzt stand das Denkmal am gleichnamigen Platz am Stubenring im Sommer und Herbst 2020 im Zentrum des medialen Interesses als KünstlerInnen und die jüdische Hochschülerschaft eine „Schandwache“ abhielt. Die rechtsextremen Identitären brachen daraufhin öffentlichkeitswirksam eine Lanze für Lueger, obwohl dieser ein erbitterter Gegner der Anhänger Schönerers und der Deutschnationalen gewesen war.
Nach einer Einordnung und Reflexion der aktuellen Debatten sollen im neuen empirischen Teil koloniale Denkweisen und Traditionen, die in die Straßenbenennungen eingeflossen sind, aufgearbeitet werden. Die Umbenennung der „Mohren Apotheke“ im Ersten Bezirk stellt nur ein aktuelles Beispiel dar, welches verdeutlicht, dass postkoloniales Denken und Rassismuskritik brennende Themen im öffentlichen Diskurs sind. Fragen des kolonialen Erbes in der Topographie der Stadt erhalten durch die Virulenz der Black Lives Matter Bewegung und der fortwährenden Polizeigewalt gegen schwarze Menschen neue Dringlichkeit. Rassistische Wissenschaft und Praktiken des Kolonialismus sollen dabei an Hand von „Forschungsreisenden“ wie u.a. Ernst Marno, Ida Pfeiffer oder Ludwig von Höhnel oder dem Direktor der Menagerie Franz Boos beleuchtet werden.
Zusätzlich thematisieren die Beiträge Personen, die ersten Bericht übersehen wurden, etwa die jüdische Lyrikerin Alma Johanna König, den Rennradfahrer Max Bulla, der Architekt Siegfried Theiß sowie Robert Hamerling. Weiters finden neue Initiativen wie die Benennung einer Straße nach der Wurzelforscherin Lore Kutschera an der Universität für Bodenkultur Eingang in das vorliegende Projekt.
Das Ergänzungsheft umfasst 48 Druckseiten inkl. Fotos, soll im September 2021 präsentiert werden und stellt der ursprünglichen Publikation eine kritische Ergänzung zur Seite.


Projektleiter: Univ.-Prof. DDr. Oliver Rathkolb

AutorInnen: Dr. Peter Autengruber, Univ.-Prof. DDr. Oliver Rathkolb, Dr.in Lisa Rettl, Univ.-Doz. Dr. Walter Sauer

Projektzeitraum: Jänner bis September 2021

Gefördert durch die Kulturabteilung der Stadt Wien (MA7)