Aufarbeitung des Nachlasses von Dr. Fred Sinowatz


„Brücken bauen“ lautet der Titel der Festschrift für Dr. Fred Sinowatz zu seinem 75. Geburtstag und nimmt damit eine Metapher auf, die kaum besser seine politischen Anliegen als Bundesminister für Unterricht und Kultur (1971-1983), als Bundeskanzler (1983-1986) sowie als Historiker beschreiben könnte. Anton Pelinka greift in seinem Beitrag zur Festschrift das Bild des Brückenbauers erneut auf und streicht darin hervor, dass Dr. Sinowatz als Bundesminister für Unterricht und Kultur unter Kreisky ebenso wie später als Bundeskanzler die österreichische Innenpolitik markant prägte, indem er Übergänge zwischen der Ära Kreisky und der Ära Vranizky, zwischen Politik alt und Politik neu, sowie zwischen dem Burgenland und der Stadt Wien schuf. (Anton Pelinka, Der Mann mit dem Augenmaß, in: Hans Niessl/Anton Pelinka/Wilhelm Toth/Franz Vranitzky (Hg.), „Brücken bauen.“ Fred Sinowatz zum 75. Geburtstag, Graz 2004, S. 9-16)


Dennoch wurde dem meist bescheiden und bedacht auftretenden Bundeskanzler Sinowatz in der zeitgeschichtlichen Forschung verhältnismäßig wenig Beachtung geschenkt. Kreiskys Bildungspolitik hingegen, die Besetzung der Hainburger Au oder die Waldheim-Affäre sind Schlagworte, die in den österreichischen Geschichtsbüchern mittlerweile zum Grundvokabular gehören. Dass Dr. Fred Sinowatz als Bundesminister für Unterricht und Kultur alleine in Wien zahlreiche neue Schulen eröffnete, die gratis Schulbuchaktion sowie die Schülerfreifahrt einführte, den Weihnachtsfrieden verhängte, um die Situation in der Hainburger Au zu beruhigen, oder sein Amt alt Bundeskanzler niederlegte, als Kurt Waldheim zum Bundespräsidenten gewählt wurde, wird dabei meist nicht vordergründig behandelt.
 
Das von der Stadt Wien geförderte Projekt solle ebenfalls ein Beitrag zum Brückenbauen zwischen der persönlicher Sammlung Sinowatz und der zukünftigen österreichischen Zeitgeschichtsforschung sein. Denn ein erster und fundamentaler Schritt, um dem ehemaligen Bundeskanzler Dr. Fred Sinowatz stärkere Anerkennung zu schenken, ist die Aufarbeitung seines persönlichen Nachlasses, die eine zukünftige wissenschaftliche Auseinandersetzung mit seiner Person, seiner Politik sowie seiner Tätigkeit als Historiker ermöglichen soll.

Das Projekt "Aufarbeitung des Nachlasses von Dr. Fred Sinowatz (Bundeskanzler a.D.)" konnte fristgerecht abgeschlossen werden und kann nun auf Anfrage am Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien gesichtet werden.

Digitale Fassung des Nachlass-Katalogs

Projektteam/Kontaktpersonen:
Mag.a Dr.in Christina Wieder
christina.wieder@univie.ac.at


Konstantin Schischka, MEd BEd BA
konstantin.schischka@univie.ac.at

Gefördert durch die Kulturabteilung der Stadt Wien (MA 7)