Images des Sports in Österreich. Innensichten und Außenwahrnehmungen

VGA/Stadt Wien

Publikation

Sport hat seit dem Ende des 19. Jahrhunderts in Österreich enorme gesellschaftliche und kulturelle Bedeutung. Die damit verbundenen Werte und Normen werden primär bildhaft vermittelt. Das Buch beleuchtet die aktuelle und vergangenheitspolitische Bedeutung dieser Images – so entsteht ein Gesamtbild des modernen österreichischen Sportgeschehens und seiner Populärkulturen von den Anfängen vor 1900 bis in die Gegenwart. Der Sammelband mit 26 Aufsätzen basiert auf dem Symposium, das im September 2017 von der „Forschungsgruppe Sport“ des Hauses der Geschichte Österreich organisiert wurde.

412 Seiten, mit 77 Abbildungen, gebunden
ISBN: 978-3-8471-0907-5

Erhältlich bei V&R Unipress, Vienna University Press.


Bericht zum geleichnamigen internationalen Symposium
18./19.9.2017 im Haus des Sports, Wien


Sport teilt sich in hohem Maße über Bilder mit. Das zweitägige Symposium brachte Historiker_innen und Kulturwissenschafter_innen und deren Ansichten und Einsichten von Sportler_innen und Ereignissen, deren Inhalten, Bedeutungen und Botschaften zusammen. Es gilt beispielsweise als selbstverständlich, dass das Nationalteam repräsentativ für Österreich steht? Aber wie kam es dazu, und was wird über den Sport noch gesellschaftsfähig gemacht?
Images von Sportler_innen und Sportevents haben eine eminente (erinnerungs-)politische Bedeutung. Sie geben Auskunft über den Sport in Österreich und darüber hinaus über die Entwicklung des Landes von der Wende zum 20. Jahrhundert bis heute. Die Beschreibung des aktuellen österreichischen Sports gilt als Beispiel für den Sport in westlichen postindustriellen Gesellschaften. Daher wurde auf der Tagung auch die Frage abgehandelt, wie er sich im Laufe des 20. Jahrhunderts entwickelt hat.
Die Beiträge orientierten sich chronologisch an einem Phasenmodell, das den österreichischen Sport in eine Formierungs-, Etablierungs- und Differenzierungsphase gliedert. Die behandelten Images wurden aber auch mit theoretischen Perspektiven wie Modernisierung, Raum, Nation, Geschlecht, Klasse, Inklusion und Exklusion, Körperpolitiken, Ökonomie oder Governance in Zusammenhang gebracht.
Das Leitbild dieser Tagung, das Image auf dem Programmfolder, ist ein österreichischer Normturnsaal aus den 1950er-Jahren. Der Saal ist leer. Es fehlt der Sport, die Bewegung, es fehlen die Körper, die Kinder, die üblicherweise einen Turnsaal, bevölkern. Alle Österreicher_innen kennen diesen Raum aus dem „Turnunterricht“. Das Bild öffnet einen kollektiven Erfahrungs- und Erinnerungsraum, er reicht vom Turnvater Ludwig Jahn, der viele der Turnsaalgeräte „erfunden“ hat, bis zur Anknüpfung an den modernen Extrem- und Spektakelsport.
Die Tagung reflektierte über die Rolle des Sports im gesellschaftlichen, politischen Spektrum. Beispielsweise referierte Roman Horak über den einstigen Rapid-Tank Josef Uridil (1895–1962), sozusagen das Urbild des Stürmers und Sportler-Popstars. Minas Dimitriou referierte über den „besten deutschen Skispringer“ Sepp „Bubi“ Bradl. Martina Gugglberger nahm sich die erste Frauen-Expedition in den Himalaya vor. Rudolf Müllner skizzierte die „Fit mach mit“-Bewegung als „biopolitische Intervention zur Etablierung sportiver Körperverbesserung“. Agnes Meisinger stellte Wiens Heldenplatz als Sportplatz vor, Matthias Marschik und Johann Skocek betrachteten das Bild des Helden in den Personen von Richard Menapace, Niki Lauda und Hermann Maier. Und Georg Spitaler stellte den Arbeitersport und dessen Slogan, „Nie schießt der Fascismus im roten Wien ein Goal“ und seine Geschichte vor.
Die vom Institut für Zeitgeschichte und dem Institut für Sportwissenschaft der Universität Wien sowie dem Verein zur wissenschaftlichen Aufarbeitung der Zeitgeschichte und dem Haus der Geschichte Österreich getragene Veranstaltung steht im Zusammenhang mit den thematischen Vorarbeiten für das im November 2018 zu eröffnende Haus der Geschichte Österreich in der Neuen Burg. HGÖ-Direktorin Monika Sommer-Sieghart räumte bei der Begrüßung dem Sport den ihm gebührenden Platz in der Zeitgeschichte der Republik ein. Sektionschef Samo Kobenter (Bundesministerium für Landesverteidigung und Sport) hieß das Symposion im Spiegelsaal des „Haus des Sports“ willkommen.
Der zweite Konferenztag wurde von 9:30–18:00 live in ORF Sport+ gesendet.

Hier finden Sie das gesamte Programm.

 

Pressemeldungen:

Sportexemplarische Tiefenbohrungen, in: Der Standard (17.9.2017)

Sportgeschichte(n), in: Wiener Zeitung (18.9.2017)

Frauen am Dach der Welt, in: science ORF.at (19.9.2017)

Fan-Zone der Republik, in: Wiener Zeitung (12.3.2018)

 

ProjektmitarbeiterInnen: Dr. Matthias Marschik, Mag.a Agnes Meisinger, ao. Univ.-Prof. Mag. Dr. Rudolf Müllner, Dr. Georg Spitaler, Mag. Johann Skocek

Unterstützende Organisationen:
Bundesministerium für Landesverteidigung und Sport (BMLVS), Dekanat der Historisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien, Haus der Geschichte Österreich, Österreichische Bundes-Sportorganisation (BSO), Arbeitsgemeinschaft für Sport und Körperkultur in Österreich (ASKÖ), Österreichischer Rundfunk (ORF), Verein für Geschichte der ArbeiterInnenbewegung (VGA), Expert_innen-Netzwerk sporthistnet

Dauer: 2017–2018